Diana's Hobby Page
  Motorradtour nach Südfrankreich
 

 

Mein erster Trip mit dem Motorrad nach Südfrankreich

und was so alles schief gehen kann…
 
Der Drang nach Urlaub erfasste mich Mitte 2006. Als weiblicher Single alleine mit dem Motorrad in Urlaub. Schon ein komischer Gedanke. Mit dem Flugzeug war ich schon alleine unterwegs. Da wird nur gebucht und man wird dann schön zum Hotel und zurück gefahren. Aber dieses mal hatte ich Bock auf Motorrad fahren und Zelten. Da die letzten Monate ziemlich stressig waren, wollte ich auch alleine in Urlaub fahren und meine Ruhe haben.
 
Als Mann kann man es sich ja erlauben, mitten in der Pampa sein Zelt aufzuschlagen, aber als Frau sollte man da (leider) vorsichtiger sein. Auch wenn es mich nervt, dass ich mich bei meinen Touren aus Eigensicherung anders verhalten muss als ein Mann. Aber es ist halt so und daher musste ich die Route mit den Orten, an denen ich übernachte gründlich vorplanen.
 
Den Motorradführerschein hatte ich erst seit einem Jahr. Viel Erfahrung brachte ich also nicht mit. Im Jahr zuvor war ich in den Alpen, aber da hatte ich noch jemanden dabei, der schon lange Motorrad fährt und mir bei Problemen Anleitung geben konnte.
Rat holen konnte ich mir nun aber nur noch aus dem Internet oder Kollegenkreis.
Hier bekam ich dann erst mal einen Crashkurs in Motorradtechnik und weiteren Dingen, die man wissen sollte (z.B. wie hebe ich ein gekipptes Motorrad richtig auf).
Für mein Navigationsgerät bastelte ich mir eine Bordsteckdose an eine regengeschützte Stelle unter dem Tank an den Rahmen.
Das Navi kommt in den Tankrucksack. Über einen Kopfhörer konnte ich die Wegbeschreibungen hören.
Bei ersten Probefahrten klappte dies auch prima.
Da ich immer ohne, oder nur mir leichtem Gepäck Motorrad gefahren bin, musste ich mich auch erstmal an das Fahren mit Gepäck gewöhnen. Da ich die Eifel vor der Tür habe, konnte ich so vorab ein paar Runden mit Gepäck fahren.
 
 
Ursprünglich war eine Fahrt mit dem Motorrad in die Normandie geplant.
Nach Saint Laurent sur Mer, Omaha Beach. Geschichte erleben.
 
Nach tagelangen Dauerregen in Deutschland und einer ungünstigen Wetterprognose, entschloss ich mich aber dann, an die französische Mittelmeerküste, nach Cap d’Agde zu fahren.
Böse Zungen zweifelten an, dass ich es überhaupt schaffen würde, den ersten Kreisverkehr zu verlassen…
 
Ich wartete auf einen Morgen ohne Regen, aber der blieb mir verwehrt.
Also sattelte ich eines Morgens meine Yamaha XJ 600, stieg in meinen Regenkombi und fuhr ab, Richtung Süden. 1054 km lagen vor mir. Diese sollten in zwei Etappen gefahren werden.
 
Die Hinfahrt
 
Meine erste Pause legte ich in Luxemburg ein.
Hier stellte ich fest, dass Regen+ neue Lederhandschuhe eine fatale Kombination bildeten.
Denn als ich die nassen Dinger von meinen Händen pellte, waren meine Hände schwarz wie die Nacht.
Das Tolle war, dass ich daran schrubben konnte wie ich wollte, es ging nicht weg.
Also nahm ich den seltsamen Blick der Kassiererin in der Raststätte schweigend hin und zog weiter. Die Handschuhe blieben ab da in der Tasche…
Auch musste ich die Bordsteckdose mit Folie umwickeln, da der Regen inzwischen so stark geworden war, dass er überall hin lief.
 
Am frühen Abend erreichte ich meinen Zeltplatz in einen kleinen Ort bei Lyon.
Es hatte bei Ankunft endlich mal aufgehört zu regnen. So konnte ich in Ruhe mein Zelt aufbauen. So saß ich abends vor meinem Zelt, trank mein erstes französisches Bier und fiel wie ein Stein auf meine Luftmatratze.
Pünktlich zur Abfahrt am nächsten Morgen fing es natürlich wieder an zu regnen.
 
Auf der Autorute du Soleil führte mich mein Weg über Saint-Etienne nach Montpellier.
Auf der Fahrt traf ich auf eine große Motorrad Kolonne (ca. 200 Maschinen), der ich mich anschloss. Das ist nie ein Problem, Anschluss an eine Motorradkolonne ist quasi erwünscht. Das ist das Schöne am Motorrad fahren. Jeder ist Gleich und du bist überall willkommen. Auf den Rastplätzen wurden interessante, kurzweilige Benzingespräche geführt. Man fühlt unter Bikern einfach immer gut Aufgehoben.
Die Kolonne begann mit etwa 20 Bikern und hat sich im Laufe der langen Fahrt immer weiter vergrößert. Alle möglichen Nationen waren dabei.
Große Winkerei, als sich unsere Wege trennten- das war wirklich schön.
 
Und endlich- 100 km vor meinem Ziel kam die Sonne raus und ich konnte mich durch den Fahrtwind trocknen lassen.
 
In Cap d’Agde
 
Mein Navi führte mich zuverlässig bis zu meinem Zeltplatz „ La Tamarissiere“ in Agde.
Laut ADAC „ Wir sprechen auch deutsch“ – DENKSTE!
An der Rezeption bestätigte sich das Gerücht, dass die Franzosen jede Sprache außer der Eigenen hervorragend zu ignorieren wissen. Und langsam sprechen können sie anscheinend auch nicht.
Nach einem Kommunikationsversuch in Englisch kramte ich aus den Tiefen meines Gedächtnisses eine französische Meisterleistung heraus über die ich mich selber wunderte:
„Moi, tente et Moto- trois jours“ (Ich, Zelt und Motorrad- drei Tage)
 
Diese Meisterleistung der französischen Sprache wurde mir mit einem Platz direkt am Kinderspielplatz gedankt, der, nachdem die Kinderhorden abends abgezogen waren, von so ziemlich allen Teenagern Südfrankreichs belagert wurde. Naja- Ohropax.


Campingplatz La Tamarissiere und meine XJ600

Das Gute war, in den Toilettenbereichen des Campingplatzes gab es einen aggressiven Kloreiniger, der mit sogar wieder dass Schwarz der Handschuhe von den Händen brannte :-)
 
Der Campingplatz „La Tamarissiere“ befindet sich in einem Kiefernwald und liegt direkt am Meer.
                      
                       Strand des Campingplatzes
Nach rechts und links wird er von zwei Kanälen begrenzt, die etwa zwei Kilometer auseinander liegen und im Meer münden. Der Strand in diesem Bereich wird fast ausschließlich von Campingplatzbesuchern genutzt. Der Campingplatz ist vom Meer durch einen kleinen Deich getrennt.
Da Nebensaison war, war der Strand den ganzen Tag über recht leer.
Auf dem Campingplatz und am Strand befinden sich noch Bunkerreste aus dem Krieg. Am Strand befand sich ein Brackwasserteich, dessen Fauna mich als Aquarianer natürlich auch sehr interessierte.

                                     
                                      Na, wer bist du denn?

Ich hatte ursprünglich geplant, in Richtung Spanien weiterzufahren, da es mir in Agde jedoch so gut gefiel, blieb ich insgesamt vier Tage.


 Blick vom Leuchtturm. Links ist der Campingplatz, rechts Agde

Abends kann man dort gut bummeln.
Auf der anderen Seite des Canal du Midi befindet sich der Ortskern mit Restaurants und Bars.
Hier ist auch der öffentliche Strand. 
Die Überfahrt auf die andere Seite des Kanals erfolgt mit kleinen Fähren und kostet einen Euro.
In Cap d’Agde befindet sich die größte FKK Anlage Europas. Es ist quasi eine kleine Stadt voller Nackter. Hier sind Postämter, Friseursalons und sogar Arztpraxen. Den Rest überlasse ich eurer Fantasie. :-)
 
Die Geschäfte im Bereich des Campingplatzes sind recht teuer. Auf der anderen Kanalseite gibt es einen „ Spar“ Markt. Dieser hat normale Preise.
Hier versorgte ich mich mit kaltem Bier und Fertigfutter.
Ich hatte einen kleinen Campingkocher dabei. Der war zwar eigentlich auf dem Campingplatz nicht erlaubt, aber wo kein Kläger da kein Richter.
In einer Sandmulde zwischen Motorrad und Zelt habe ich ihn hingestellt und konnte so morgens Kaffee kochen und mein Dosenfutter zubereiten.
 
Ich frage mich zwar heute noch, wie ich das geschafft habe, aber es gelang mir sogar eine knapp dreistündige Unterhaltung über den zweiten Weltkrieg in Frankreich mit einem älteren Franzosen hinzukriegen. Und er verstand mich- oder er tat nur so :-) …


Die Rückfahrt 
Nach vier wirklich entspannenden Tagen bekam ich allerdings wieder Heimweh und so sattelte ich mein Pferdchen und machte mich auf den Weg nach Hause.
 
Pünktliche 100 Kilometer vom Meer entfernt fing es dann auch wieder an richtig stark zu regnen.
„Naja“ dacht ich mir, „ hab ja nen Regenkombi an“. Die naiven Worte eines Amateurs … J
Nach dem Motto „Steter Tropfen höhlt den Stein“ dauerte es nicht mehr lange und ich hätte auch ohne Regenkombi fahren können.
Zu Beginn schüttete ich das Wasser bei jeder Pause noch aus meinen Schuhen, aber irgendwann hab ich es gelassen. Es lief ja oben von alleine wieder raus.
Nach 300 Kilometern ging die Ölwarnleuchte an.
Also angehalten, nachgefüllt.
30 Kilometer später wieder das Gleiche.
Angehalten, laufen lassen, nachgeschaut, Scheiße, leicht blauer Rauch ausm Auspuff und Öl am Motorblock- Zylinderkopfdichtung!
Den Rest der Rückfahrt durfte ich somit alle 30 Kilometer anhalten um im strömenden Regen Öl nachzufüllen.
Da der Regen nicht nachließ, entschied ich mich, durchzufahren.
Meine Laune war auf dem absoluten Tiefpunkt.
In Belgien kam noch Hagel hinzu und Gewitter. Hagel bei 120 auf den Händen- das kann was. Aber viel gespürt habe ich eh nicht mehr J Ich denke mal, jeder, der auch Motorrad fährt weiß, was ich meine.
Ich sah es schon in der Bildzeitung:“ In Belgien vom Blitz getroffen“. Somit verbrachte ich den Rest der Fahrt mit der Vorstellung, wie wohl die Rede auf meiner Trauerfeier klingen wird.
Nach 1054 + 20 Kilometern (in Belgien verfahren, da Ladekabel vom Navi unbemerkt rausgerutscht war)  stellte ich mein Moped in die Garage und lies mir von meinem Nachbarn meine Wohnungstür aufschließen.
Ich konnte das nicht mehr, da meine Hände und Füße Wasserleichenmäßig einen wahnsinnigen Umfang angenommen hatten und ohne Gefühl waren. Interessanter Anblick.
Todmüde fiel ich ins Bett.
 
Die nächsten Tage verbrachte ich damit, mich zu schälen.
 
Auf die Fahrt hätte mich in der ersten Woche niemand ansprechen dürfen.
Aber im Nachhinein war es doch mal eine interessante Erfahrung.
Ich habe viele kleine Fehler gemacht, aber auch viel gelernt.
Ich habe nette Leute kennen gelernt und auch gesehen, dass Motorradfahrer, auch wenn sie sich nicht kennen, eine Gemeinschaft sind.
 
Der ganz miese Sommer 2007 hat mich jedoch nicht auf mein Motorrad gezogen. Sich alleine für eine kleine Fahrt aufzuraffen fällt dann schwer.
Ich freue mich jedoch auf ein paar Touren im, wettermäßig hoffentlich besseren, Jahr 2008. Vielleicht auch nicht mehr alleine…
 
Linke Hand zum Gruße und allzeit eine Handbreit Asphalt unter der Pelle,
 
Jordie

 
 Strand in Agde 

Links:
www.camping-tamarissiere.com/gm/presentation/index.htm
www.frankreich-sued.de/agde-server/index.html

 
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